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Presse

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Medium:   OstseeZeitung, Abschnitt LOKALES

Datum:      10./11.02.2024

Autorin:        Sabine Hügelland

Junge Mutter betreibt vier Logopädiepraxen

Vor zehn Jahren hat sich Sarah Strahl in Kühlungsborn selbstständig gemacht / Autounfall änderte ihr Berufsleben

Kühlungsborn. Ein Geisterfahrer fuhr Sarah Strahl frontal ins Auto. Das war das Aus für ihr bis dahin geplantes Berufsleben. „Wenn ich das nicht erlebt hätte, wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin“, sagt die 34-Jährige. Die Logopädin (BA), Fachtherapeutin Neurologie, ist Inhaberin von vier Praxen für Logopädie in Kühlungsborn, Satow, Neubukow und Demmin.

 

Zur Zeit des Autounfalls „war ich Angestellte, neun Monate aus meinem Beruf raus und brauchte lange, bis ich wieder fit war“, berichtet sie. „Ich wurde plötzlich aus meiner Lebenssituation herausgerissen. Auf Arbeitslosengeld hatte ich noch keinen Anspruch und von Herz IV wollte ich mit 23 Jahren nicht leben.“ Ein neuer Job war wegen ihrer Unerfahrenheit und gesundheitlichen Situation nicht in Sicht. „Ich setzte alles auf eine Karte und machte mich selbstständig.“ Noch im Krankenbett managt sie ihr neues Leben. „Ich erstellte einen Businessplan, kümmerte mich um einen Steuerberater, Räumlichkeiten und all diese Dinge.“

 

Heute betreibt die zweifache Mutter nicht nur die vier Praxen, sie bietet dort auch Fach-Seminare unter dem Logo StrandGut an und bringt sich zusätzlich aktiv im Berufsverband der Logopäden, Logo Deutschland, ein. „Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen in unserem tollen Beruf“, sagt sie.

 

Ihr Plan fürs Leben war eigentlich ein anderer: „2008 wollte ich nach dem Abi Lehramt für Deutsch und Musik studieren, weil ich Klavier und Gitarre spiele.“ Doch es war der besondere Abgang nach zwölf und nicht mehr 13 Jahren Gymnasium. „Scheinbar suchten alle solch einen Studienplatz“, sagt sie. Ein Schlaganfall im Bekanntenkreis ließ sie umdenken und ein Praktikum in einer Logopädie machen. „Ich fand die Arbeit gleich interessant.“

 

„Wenn ich nicht so wäre und keine Visionen hätte von den Dingen, die ich möchte, wäre ich nicht so weit. Für mich ist das menschliche Wachstum am wichtigsten“, sagt sie. Die gebürtige Kühlungsbornerin arbeitete zielstrebig und klar. Zuhören ist in ihrem Beruf genauso wichtig, wie die therapeutische Arbeit. Sie hört des Öfteren tragische Geschichten, sieht weinende Mütter und erlebt auch schon mal wütende Patienten. Selbst bewahrt sie sich ihre Ruhe, darf sich nicht aus der Fassung bringen lassen. 2014 öffnet ihre erste Praxis in Kühlungsborn. Nach einem halben Jahr stellt Sarah Strahl ihre erste Angestellte ein.

 

Mittlerweile hat sie 15 Mitarbeiter und einen Praktikanten. „Außerdem habe ich eine tolle Bürokraft, die von Kühlungsborn aus alle Praxen managt.“ 2016 folgt die Praxis in Satow, 2022 [eröffnen] dann die in Neubukow und Demmin. „Bis aus Wismar kommen Patienten, weil wir in unserem Therapiebereich breit aufgestellt sind.“

 

„Ich merkte schnell, dass mir Organisation, Teamleitung und Patientenbegleitung sehr viel Spaß machen“. so die junge Frau. „Das ist mein Herzensberuf. Nebenbei habe ich einen Verlag, über den ich selbst entwickeltes Therapiematerial verkaufe. Den Versand übernimmt meine Mutter, so kann ich mich auf die kreative Arbeit konzentrieren“, sagt Sarah Strahl.

 

Dreimal zog Sarah Strahl mit ihrer Praxis in Kühlungsborn um. „Der Bedarf wird immer größer, so wächst die Praxis mit.“ Sie selbst ist nicht nur Chefin, sondern auch weiterhin Therapeutin. „Jede von uns hat ihre Spezialgebiete. Meine sind zum Beispiel auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen, Schlaganfall-Patienten sowie Fütterungsstörungen bei Säuglingen“, so die Fachfrau. „Meine älteste Patientin war 104. Nach einem Schlaganfall mit 103 Jahren wollte sie wieder Postkartenschreiben lernen, was sie auch schaffte.“

 

Vernetzung ist für Sarah Strahl immens wichtig. „Ich arbeite gern auch mit Hebammen und Stillberaterinnen zusammen. Falls wir einen bestimmten Bereich nicht abdecken können, vermittle ich gern an andere Praxen.“

 

Um einen gesunden Abstand zur Arbeit zu bekommen, nimmt sie keine mit nach Hause in ihre Dreizimmerwohnung. „Wenn ich meinen Laptop zuklappe, ist Schluss. Dann habe ich meine Kinder, meinen partner, alles ist gut.“ Nur im Notfall rufen ihre Angestellten an. „Wir haben alle ein Privat- sowie ein Arbeitshandy.“ Mehrere Praxen zu managen, sei nicht so einfach. „Das ist alles durchgeplant. Zum Glück habe ich an jedem Ort eine tolle Standortleiter, die keine Berufsanfängerin ist, sodass sie auch mal ohne die Chefin entscheiden kann. Jedoch sind mir Teamsitzungen wichtig, nicht nur online. Auch gemeinsame Treffen und Unternehmungen sind wichtig“, sagt Sarah Strahl.

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