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Presse

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Medium: Pure & Positive Magazin
Ausgabe: 08/2020, ab S. 82
Autorin: Christin Prizelius

Sarah Strahl-Frölich

 

Logopädiepraxis Kühlungsborn & Satow

 

Sarah Strahl-Frölich ist Logopädin (BA), Fachtherapeutin Neurologie und Inhaberin der Logopädiepraxis Kühlungsborn & Satow an der Ostsee. Sie und ihr sympathisches Team leisten jeden Tag so eine wunderbare Arbeit für Klein und Groß. Wir durften mit Sarah ein tolles Interview führen und sind sehr dankbar für den Ein- und Ausblick in und für dieses wertvolle Berufsfeld und die Menschen, die darin tätig sind. 

 

Liebe Sarah, du bist Logopädin und hast deine eigenen Praxen in Kühlungsborn und Satow. Wie war dein Weg dorthin? 

Meine Ausbildung zur Logopädin begann ich 2008 in Rostock. Danach habe ich mich für ein weiterführendes Bachelorstudium entschieden und dieses 2012 erfolgreich abgeschlossen. Nach 1,5 Jahren Berufsleben hatte ich einen schweren Autounfall, bei dem mir ein Geisterfahrer frontal ins Auto gefahren ist. Ich wurde gekündigt und habe durch die lange, neunmonatige Rehabilitation nur Absagen auf meine Bewerbungen erhalten.

   Demnach setzte ich 2014 alles auf eine Karte und eröffnete meine eigene Praxis. Die gesamte Planung hierfür habe ich aus dem Krankenbett erledigt. Nach einem zähen Start hatte ich nach einem halben Jahr bereits die erste Mitarbeiterin, die immer noch Teil meines Teams ist. Nach 6,5 Jahren gehören nun 10 Kolleginnen zu meinem Team. 

Was kennzeichnet den Beruf der Logopädin bzw. des Logopäden? Und was macht ihn in deinen Augen so wertvoll und wichtig? 

 

Der Beruf als Logopädin, überhaupt als Therapeutin, ist so wertvoll, weil er Menschen jeden Alters zu mir führt. Der erste stottersymptomfreie Satz eines Jugendlichen, der sich immer geschämt hat… Das erste Telefonat eines Patienten nach einem schweren Schlaganfall… Das Lächeln eines Kindes, das endlich den Ziellaut gesprochen hat… UNBEZAHLBAR! Das Zitat von Ludwig Wittgenstein “Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt” bekommt da eine große Bedeutung.

   Die Wertschätzung kommt manchmal allerdings etwas zu kurz, nicht zuletzt durch die eher schlechte Vergütung durch die Krankenkassen. Wenn einem der Beruf allerdings keine Freude macht, man aber gut verdient, wird man auf Dauer dennoch nicht zufrieden, ausgeglichen und glücklich sein. Daher ist es wichtig, für seinen Berufsstand voranzugehen, sich zu engagieren, Ziele zu setzen, zu verfolgen und, wenn möglich, zu erreichen. 

Was hat dich oder euch ursprünglich dazu gebracht, die Mundmotorikposter zu entwerfen und wie kam es zu dem Schritt, daraus ein Unternehmen zu machen (in diesem Fall einen Verlag)?

Den „Verlag“ habe ich damals mit meinem Kollegen Leo gegründet. Das bedeutet: Ich hatte die Ideen und habe diese umgesetzt, Leo hat die Homepage gestaltet. Seit einiger Zeit ist er aber nun nicht mehr dabei, sondern widmet sich hauptsächlich seinem Job als Produzent und Musiker. Ich finde es aber dennoch immer wichtig und fair, wenn ZUsammenarbeit auch erwähnt wird, und Namen sind bei uns Programm (Strahl-Frölich und Sieg). Wir arbeiten anderweitig noch zusammen, aber die Produkte „laufen ausschließlich über meinen Tisch“.

   Ich habe Hilfe beim Grafikdesign durch einen Freund. Meine kleine Verlagstätigkeit läuft als Kleingewerbe neben dem Praxisalltag als selbstständige Logopädin mit eigener Praxis und 10 Mitarbeitern. Der Verlag ist für mich einfach die Freude an der Arbeit als Logopädin und das Ziel, gewisse Produkte so zu gestalten, dass sie für uns als Logopäden perfekt passen. Wenn ich damit auch anderen Kollegen eine Freude machen und noch ein Zubrot verdienen kann, ist das wunderbar! 


Wann bist du mit dem SprachMeer Verlag gestartet? Und warum der Name?

Im Herbst 2014, etwa ein halbes Jahr nach der Gründung meiner Praxis. SprachMeer steht für Sprache (Logopädie = Kommunikation) und Meer für die Ostseeküste, die ich so sehr liebe und meine Heimat nennen darf (lacht). Die Flaschenpost, die im Logo im Meer schwimmt, steht dabei natürlich für Kommunikation. www.sprachmeer.de

Was sind deine Pläne für die Zukunft? Welche Produkte kommen noch dazu?

Geplant sind Hefte zu verschiedensten Lauten, da man davon nie genug bekommen kann, und man als Therapeut auch nicht immer mit dem gleichen Material will. [...]

Magst du uns den Fall von deiner Patientin Sanne etwas näher bringen, der mich in unserem Vorgespräch sehr berührt hat? Vor einem Jahr hat sie kein einziges Wort mehr sprechen können, nicht einen Buchstaben. Weder ihren Namen noch die Namen ihres Partners oder der Tochter. Wie ist das jetzt?

Meine Patientin Sanne ist eine 28-jährige junge Frau. Sie war schwanger und hat während der Schwangerschaft eine Krebsdiagnose erhalten. Es folgten verschiedenste Therapien und das Baby wurde viel zu früh auf die Welt geholt, um Mutter und Kind nicht zu gefährden. Nach der Geburt hat sie zudem eine Hirnblutung erlitten, weshalb sie heute nach wie vor in Behandlung ist.

   Sie konnte nichts mehr. Sie wusste alles, aber es kam kein Wort, kein Laut, … kein Buchstabe konnte geschrieben werden, kein Familienmitglied angesprochen werden. Die erste Zeit mit ihrem Baby, die schönste Zeit, wurde ihr verwehrt. 
 

Ihr übt mit ihr einzukaufen, selbstständig Kassierer anzusprechen, zu telefonieren, nach dem Weg zu fragen, um ein Taschentuch zu bitten, Rechnungen zu verstehen, diese ganz alltäglichen Dinge. Wie arbeitet ihr da genau? Und was sind bisher die Erfolge? Wie war der Verlauf?

 

Wir haben mit ganz simplen Dingen angefangen. Jeden Buchstaben, jeden Laut, haben wir einzeln erarbeitet. Mit Bildkarten und Fotos haben wir jedes Familienmitglied vorgestellt und einen Stammbaum gebastelt. Aus einer Frau, gebrochen, sehr schmal, ohne Haare, die nicht sprach, ist heute eine lebensbejahende, stolze Mutter geworden, die unglaublich gekämpft und nahezu Unmögliches geschafft hat. Wir sind alle sehr stolz!

   Heute sagt sie: „Ich habe mich immer gefühlt wie in einem goldenen Käfig.“ Sie hatte alles. Die Familie war da, Freunde halfen, aber sie war eingesperrt, konnte ihre Bedürfnisse nicht äußern. Alles wurde über ihren Kopf entschieden. Natürlich haben das ihr Partner, die Familie und auch wir Therapeuten so gut es geht gemacht, aber man wusste nie, ob es nun genau das ist, was Sanne in dem Moment wollte.

   Heute hat sie durch die Unterstützung ihrer Familie, durch tägliche Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie (mehrmals wöchentlich) so große Fortschritte gemacht. Sie fährt selbstständig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, kann sich mitteilen, lesen und schreiben. Manchmal tauchen zwar noch grammatische Fehler auf, über die wir dann aber gemeinsam lachen.

   Sie sagt: „Am wichtigsten ist mir, dass meine Tochter so behütet wie möglich aufwachsen kann. Mir fällt es noch schwer, Geschichten vorzulesen. Das fließende Sprechen möchte ich perfektionieren. Ich möchte ihr helfen, wenn sie später die Schule besucht. Ich weiß das alles, finde aber zu oft die Wörter nicht, die ich eigentlich nutzen möchte.“ 

Was hat dich immer motiviert, an allem dranzubleiben, auch jetzt in eurem Team, in dieser Krisenzeit? 

 

Ich bin ein Ostseekind und demzufolge an rauen Wind, salzige Luft und stürmische Wellen gewöhnt! Ich halte immer (!) durch, setze mir Ziele und wenn man genug in Plan A investiert, braucht es meistens keinen Plan B (lacht).

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